Donnerstag, 11. Oktober 2007

Gegenübergestellt - Ausbildung

Als großen Erfolg bewerteten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft die Bilanz des Ausbildungsjahres 2007. Deutlich mehr Ausbildungsplätze und deutlich weniger unversorgte Bewerberinnen und Bewerber zeigen den Erfolg des Ausbildungspakts.

"Der Aufschwung ist endlich auch bei den jungen Menschen angekommen", sagte Bundeswirtschaftsminister Michael Glos am 11. Oktober in Berlin. Er bedankte sich bei der Wirtschaft, die erstmals wieder 600.000 Ausbildungsstellen besetzt hat.

In Industrie und Handel wurden 331.700 Ausbildungsverträge abgeschlossen, im Handwerk 155.900 und bei den Freien Berufen 43.100. Das sind über acht Prozent mehr Verträge als im Jahr zuvor. Zusammen mit den übrigen Ausbildungsbereichen ist zu erwarten, dass in diesem Jahr mehr als 600.000 Ausbildungsverträge abgeschlossen werden. Das wäre das erste Mal seit 2001.

Ende September waren bei den Arbeitsagenturen noch 18.400 unbesetzte Ausbildungsplätze registriert. Ihnen standen 29.100 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber gegenüber, die niedrigste Zahl seit 2002. Die rechnerische Lücke betrug damit zu Beginn der Nachvermittlung 10.700. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Verringerung um mehr als zwei Drittel.

Besonders erfreulich ist die große Zahl von Altbewerbungen, die in diesem Jahr zum Zuge kamen. So haben 54 Prozent der neu eingestellten Auszubildenden im vergangenen Jahr oder davor bereits die Schule abgeschlossen.

Die Partner des Ausbildungspakts haben ihre Zusagen eingehalten und sogar übertroffen. So wurden 68.500 neue Ausbildungsplätze und 43.400 neue Ausbildungs­betriebe eingeworben.(Quelle: Regierungsonline)


Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock bewertet die leicht gestiegene Zahl betrieblicher Ausbildungsplätze als "erfreulich". "Diese Entwicklung löst jedoch nicht einmal im Ansatz die Probleme auf dem Ausbildungsmarkt. Wir haben zwar ein Plus von 8650 betrieblichen Ausbildungsplätzen. Aber die Zahl der außerbetrieblichen Ausbildungsplätze hat sich mit 93.000 mehr als verdoppelt," sagte Sehrbrock am Donnerstag in Berlin. "Eine außerbetriebliche Ausbildung ist immer nur die zweitbeste Lösung: für die jungen Frauen und Männer genauso, wie für die Gesellschaft, die finanziell für die mangelnden Ausbildungsanstrengungen der deutschen Wirtschaft einstehen muss."

Sehrbrock verwies auf die Zahlen des Berufsbildungsberichtes 2007, nach dem der Anteil der ausbildenden Betriebe wieder um zwei Prozent gesunken ist und nun einen neuen Tiefststand von 21 Prozent erreicht hat. "Fast 80 Prozent bilden nicht aus," kritisierte Sehrbrock.

Die gestiegene Zahl außerbetrieblicher Ausbildungplätze gehe maßgeblich auf die Forderungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes nach einem Sofortprogramm der Bundesagentur für Arbeit zurück. "Wir haben uns politisch dafür stark gemacht, weil wir mehr als 300.000 so genannte Altbewerberinnen und -bewerber nicht im Regen stehen lassen wollen. Aber Wirtschaft und Politik muss klar sein, dass außerbetriebliche Ausbildungsplätze nur eine Notlösung sind," sagte Sehrbrock. Der konjunkturelle Aufschwung gehe an vielen Altbewerberinnen und -bewerbern vorbei. "Unternehmen entscheiden sich im Zweifelsfall für diejenigen, die gerade die Schule verlassen haben und nicht für jemanden, der schon älter ist."

Um den Ausbildungsmarkt dauerhaft zu stabilisieren, fordert der DGB die Einführung ausbildungsbegleitender Hilfen für alle Jugendlichen nach dem Vorbild der Schweiz. Darüber hinaus soll eine Ausbildungsumlage dafür sorgen, dass sich Unternehmen ihrer Verantwortung nicht länger entziehen.(Quelle: DGB)

8.650 betriebliche Ausbildungsplätze mehr - ein Armutszeugnis unserer Wirtschaft. Das politische Lobhudeln von Herrn Glos völlig fehl am Platz.

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