Donnerstag, 10. April 2008

Lauter Hupen



Gelegentlich muss ich mich in den Straßenverkehr begeben. Hier in Berlin dann auch noch im Regelfall als Fußgänger. Dies bedeutet im Vergleich zu vielen anderen Verkehrsteilnehmern, dass ich mich mit einer gewissen Langsamkeit bewege. Damit nehme ich viele Dinge etwas anders wahr als „beschleunigte“ Verkehrsteilnehmer.

In Berlin fällt einem – also mir – dann auf, dass es ungeheuer viele Hupen in den Fahrzeugen gibt. Und sie werden in Berlin ausgiebig benutzt. Sich in den Verkehr zu begeben, bedeutet damit gleichzeitig von lauter Hupen umgeben zu sein. Aber nicht nur das. Hier wird auch noch lauter gehupt. Das Erschreckenspotential wird gerade für Fußgänger gewandelt zu einem Schreckenspotential.

Wenn man die Straße überquert und durch Hupen aufgefordert wird, den Fahrstreifen frei zu machen (hier gibt es viele Straßen, die drei oder vier Fahrstreifen für eine Richtung haben) und sich durch einen mutigen Sprung auf den nächsten Fahrstreifen rettet, kann das durchaus in die nächste Predulie führen. Denn auch dieser Fahrstreifen ist natürlich nicht frei, das nächste Hupen ist vorprogrammiert und so sicher wie das Amen in der Kirche.

Nun könnte man mir den guten Ratschlag geben: „Warum nimmst du Trottel nicht den nächsten Fußgängerüberweg!“ Naja, einerseits weil der natürlich in der Regel ziemlich weit weg ist und einen Umweg kann ich mir bei dem nächsten Termin nicht leisten. Aber andererseits natürlich auch, weil das Hupkonzert an Zebrastreifen und beampelten Fußgängerüberwegen nicht ausbleibt. Hupen am Zebrastreifen bedeutet, dass dieses Verkehrshindernis Fußgänger die Fahrbahn schneller wieder frei macht. An der Ampel mag s damit zusammenhängen, dass der gemeine Berliner Autofahrer denkt, die Ampelanlage wird durch hupen gesteuert. Je lauter man hupt, umso schneller bekommt der Fußgänger rot und man selbst wieder grün.

Hier kann man tatsächlichen erleben, dass Autofahrer hupen, weil der Vordermann an einer roten Ampel hält. Ich habe bisher in keiner anderen deutschen Stadt eine so große Hupmanie erlebt wie in Berlin. Manchmal scheint es mir so, dass die Hupe als Bremsersatz eingesetzt wird. Gehupt wird nämlich sehr häufig in Momenten, in denen in anderen Städten tatsächlich Autofahrer langsam ihre Bremse zum Einsatz bringen. Der Berliner hupt und ändert die Stellung seines rechten Fußes um keinen Millimeter.

Der Berliner Senat sollte nach meiner Auffassung in Erwägung ziehen, ein Hupsteuer einzuführen. Dafür muss in jedem Fahrzeug ein Hup-Fahrtenschreiber installiert werden, dessen Daten einmal im Monat ausgelesen werden. Jeder Hupvorgang kostet dann tageszeitabhängig 1 Euro bzw. 2 Euro (von 22 Uhr bis 6 Uhr). ich bin mir sicher, nach einem Jahr ist Berlin schuldenfrei.

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