Mittwoch, 2. April 2008

Verstopfen Blogs das Internet?

Diese Frage wird in der März-Ausgabe der Zeitschrift "TOMORROW" zwei Fachleuten gestellt.

Lars-Christian Cords von fischerAppelt Kommunikation neigt in seiner Antwort eher zu ja. Blogs sind "egozentrische Selbstreflexionen mit dem Nachrichten- und Lesewert eines Teenie-Tagebuchs". Nach seiner Ansicht ist das Web 2.0 der Blogs tot, die Zukunft liege in den Social Networks.

Eher zum nein neigt Vasco Sommer-Nunes, geschäftsführender Gesellschafter bei blog.de. "Blogs bereichern und demokratisieren unsere Medienkultur", so sein Statement. Die heutige Gesellschaft brauche diesen Meinungsaustausch und damit werde eine Kultur des freien Diskurses eröffnet.

Okay, ich finde die Frage schon merkwürdig. Bisher hatte ich nie das Gefühl, dass das Internet - durch was auch immer - verstopft sei. Eher lag das Problem bei mir und da bei der technischen Ausstattung oder bei meinem Provider: bis jetzt jedenfalls nicht an den Inhalten im Netz. Und wenn Blogs tatsächlich das Internet verstopfen würden, wer hätte davon den größten Schaden? Soll die Datenautobahn freigeschaufelt werden, damit die großen Unternehmen sich frei auf der Überholspur bewegen können? Dass das Datennetz so gut ausgebaut ist, ist doch uns "Kleinwagenfahrern" zu verdanken!

Ich denke einfach nicht mehr weiter über die Frage nach und wende mich lieber den Antworten zu: Sie, Herr Cords, wollen das Netz wieder professionalisieren und da müssen die Blog-Amateure natürlich raus. Super Idee! Wenn die Amateure raus sind, kann man natürlich viel mehr Geld verdienen und zwar mit dem gleichen Mist, den wir Blogger kostenfrei anbieten. Und was ist schlimm daran, dass es Blogs gibt mit dem Niveau eines Teenie-Tagebuches? Es soll ja auch Werbekampagnen geben, die nicht mal dieses Niveau erreichen - wie zum Beispiel "Du bist Deutschland" oder "Deutschland quatscht sich leer". Die Zukunft liegt in den Social Networks, sagt zumindest Herr Cords, und da muss ich ihm Recht geben. Und Blogs sind die kommunikativen Keimzellen von Sozialen Netzwerken und diese Form von Kommunikation für tot zu erklären, ist von einem leitenden Mitarbeiter einer Kommunikations-Agentur natürlich zu erwarten.

Da gefällt mir die Einschätzung von Herrn Sommer-Nunes schon viel besser und kommt auch meiner Überzeugung näher. Bloggen ist ein Beitrag zur demokratischen Kultur und kein Ort der "Einschaltquoten". Bloggen bedeutet, Menschen kennen zu lernen, mit ihnen ins "Gespräch" zu kommen, über den Tellerrand zu schauen - und ich bekomme es nicht vorgesetzt, ich bin mein eigener Kapitän und setze selbst mein Kurs im Internet. Nein, Blogs verstopfen nicht das Internet. Blogs erweitern meinen Horizont, sie zeigen Pluralität, Verschiedenheit und bringen uns über Grenzen hinweg ein Stückchen zusammen.

3 Kommentare:

Piano hat gesagt…

Eieieie, genau das Thema meiner Masterthesis. Also Weblogs, Chancen und Risiken. Und ich halte es für Schwachsinn, dass sie das Netz verstopfen. Man muss sie ja nicht lesen, wenn man nicht will. Wenn er das Gefühl hat, dass was verstopft ist, sollte er sich mal DSL zulegen ;-)

Der Imperator hat gesagt…

Ganz meine Meinung. Ich bin zwar erst seit ein paar Monaten dabei, aber in dieser kurze Zeit habe ich eine Menge interessanter Leute "kennengelernt".
Bloggen macht mir Spaß und das austauschen von Meinungen und die Diskussionen mit an sich unbekannten Personen erweitern nicht nur meinen Horizont sondern ergänzt auch prima meine sozialen Mitteilungsbedarf ;-). Allerdings sollte man trotz allem seine greifbaren sozialen Kontakte pflegen und nicht gänzlich im Web 2.0 versinken.

Chats, Formen und Blogs das alles sind Mittel der digitalen Kommunikation die Heut zu Tage nur schwer wegzudenken sind. Wenn jemand der Meinung ist, sowas würde das Netzt verstopfen, dann ist wohl irgendwas in seinem Kopf verstopft.

Wenn überhaupt was das Netzt verstopft dann sind das Spams für Blaue Pillen und irgendwelche Schmuddel-Seiten.

Amen ^^

@Pia
Schön zu hören, das Deine Masterthesis nun ein "Gesicht" hat. ;-)

Anonym hat gesagt…

Zum "Verstopfen" fällt mir ein Zitat von einer Deutsche Welle Veranstaltung ein. Dort äußerte ein Herr seinen Ärger darüber das Blogger in Google oft zu erst auftauchen und dabei oft nicht recherchierten Blödsinn verbreiten.
Das Netz ist eine ernst Sache^^, da sollten nur seriöse Menschen mit seriöser Recherche berichten dürfen, so wie die von der Deutschen Welle etc.
Es geht dabei um Macht und Monopole und nicht um die Wertigkeit von professionellen oder nicht professionellen MedienmacherInen.