Dienstag, 29. Januar 2008

Blumige Sprache

Schon wieder die Tagesschau: Mein News-Reader zeigt mir die Schlagzeile "Rutscht Deutschland nach links?" Tatsächlich eine schwerwiegende Frage, denn wenn Deutschland nach links rutscht, dann sind Belgien, die Niederlande, Luxemburg und Teile von Frankreich einfach weg: entweder unter uns begraben oder weggeschoben ins Meer. Aber das wollen wir doch eigentlich gar nicht!

Wenn man dann die Meldung liest, wird klar es geht um den "Linksruck" - auch ein blumiges Wort. Aber zwischen den Zeilen wird deutlich, dass die SED-Nachfolgepartei "Die Linke" in den alten Bundesländern Fuß gefasst hat, macht uns Sorgen, wirft wichtige Frage auf. Sind wir auf dem Weg zurück mit Ziel DDR?

Oder habe ich da was falsch verstanden? Ich glaube ja, ich gehöre ja zu den zaghaften Menschen und neige dazu, Sachverhalte zu dramatisieren. Also der "Linksruck" meint sicherlich den Weg in die neue DDR. Vielleicht steht dahinter ja der Verdacht, dass das Wahlergebnis Ausdruck dafür ist, sich um die "Schwächeren" zu kümmern, soziale Gesichtspunkte stärker in den Mittelpunkt zu stellen und damit das Wirtschaftsklima in unserem Lande zu stören - was letztlich dazu führen wird, ein ganzes Land in Armut zu stürzen und nicht nur ein paar wenige. Aber ich dramatisiere schon wieder.

Die nächste blumige Überschrift lautet dann noch "Es hat sich etwas gedreht im Land". Aber was sich auf welcher Seite gedreht hat, bleibt im unklaren. Insbesondere bleibt unklar wie sich ein Land dreht. Man könnte genügend Phantasie (oder heißt es Fantasie) entwickeln, bei der Aussage Politiker haben sich gedreht oder Wähler haben sich gedreht, aber dem ist ja gar nicht so - jedenfalls nicht verallgemeinernd.

In unserem Land scheint etwas in Schieflage geraten zu sein (blumige Sprache - von mir), aber keiner scheint es benennen zu wollen: Auswirkungen werden in blumige Worte verpackt, Ursachen werden kaum gesucht und eigentlich - so wird es uns erzählt - geht es allen gut, auch wenn es viele so nicht empfinden. Aber: Es lebten noch nie soviele Kinder in Armut in unserem Land wie heute; es gab noch nie soviele Arbeitnehmer, deren Einkünfte nicht zum Leben reichen, es gab noch nie soviele Vermögensmillionäre wie heute - die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer breiter und tiefer. Ich glaube, ich muss jetzt mal Heine "Deutschland ein Wintermärchen" lesen.

2 Kommentare:

Dos Corazones hat gesagt…

Bei deinem ersten Abschnitt werden wohl jedem Erdkundelehrer die Haare zu Berge stehen.

wolf hat gesagt…

@dos: Warum? Und Erdkundelehrer lesen nicht in diesem Blog!