Donnerstag, 16. August 2007

Hygienevorschriften sind so praktisch

Wer kennt das nicht, ein Brötchen Selbstbedienungskasten im Supermarkt. In regelmäßigen Abständen findet der Kunde in diesen Plexiglas-Regalen ofenfrische Brötchen in den unterschiedlichsten Sorten – und man kann selbst entscheiden, ob man nur eins nimmt oder gleich 12.

Wäre da nicht ... genau die Selbstentnahme der Brötchen aus ihren Käfigen. Am einfachsten wäre es ja, Klappe auf – mit spitzen Fingern ein Brötchen greifen – in die Tüte stecken und weg. Aber nein es gibt ja Hygienevorschriften. Entsprechende Hinweise findet man auf dem Brötchenkasten. Da wird der Kunde dann aufgefordert, nicht mit den Händen die Brötchen zu entnehmen, sondern sich des bereitliegenden Werkzeugs zu bedienen. Dieses Werkzeug ist eine Zange und damit diese Zange keinen Unsinn treibt ist sie an Ketten gelegt.

Als ordentlicher Kunde packt man die Zange und entwirrt erst einmal die unergründlichen Wege, die die Kette genommen hat – denn ihre Länge reicht in diesem Zustand keinesfalls in das Fach, aus dem ich meine Brötchen hole möchte. Kette entwirren heißt aber auch, die Tüte, die man sich für die Brötchen genommen hat, zwischen die Knie klemmen, da man sie an dem Brötchenkasten nicht ablegen kann. Ist die Kette dann endlich entwirrt (1-2 Minuten sind da schon wieder drauf gegangen), geht es endlich zum eigentlichen Brötchenfang. Es ist Vorsicht angesagt, denn das Fach ist ziemlich voll. Also Klappe auf, Zange hin – Mist zwei Brötchen sind von alleine rausgerutscht und liegen schon am Boden. Da man sie an dieser Stelle nicht entsorgen kann, werden sie also mit dem Fuß aus dem Gangbereich näher ans Regal geschoben. Dann mit der Zange das richtige Früchtchen (Tschuldigung: Brötchen) anvisieren und packen. Und dann ... rechte Hand Zange mit Brötchen, linke Hand Klappe aufhalten, Tüte für Brötchen zwischen den Knien. Wenn dieses Problem gelöst wurde und sich das Brötchen ohne Bodenberührung in der Tüte befindet, erwarte ich eigentlich immer die Beifallsstürme von Mitarbeitern und Kunden des Supermarkts, die bleiben jedoch aus.

Nach meiner Erfahrung springt eins von zehn Brötchen in der Regel von der Zange, dieses Instrument ist von seiner Form auch eher für Gewürzgurken von Fass geeignet (jedenfalls bei dem Supermarkt meines Vertrauens). Und ich gehöre zu den Menschen, deren Motorik verhältnismäßig gut ist. Eine ältere Dame, die ich gelegentlich bei ihrem Brötchenfischen beobachten darf, hat den Kampf mit ihrer Tüte weiter nach hinten gelegt – die Brötchen werden erst mal mit der Zange in den Einkaufswagen gebracht.

Aktuelle Ereignisse werden mich jedoch zukünftig nur noch abgepacktes Brot einkaufen lassen. Legt doch heute ein Kunde zwei Brötchen, die ihm auf die Erde gefallen sind, zurück in den Brötchenkasten und das Schlimmste, er hat nicht mal die Zange benutzt, sondern hat das mit seinen Händen erledigt. Also dafür sind die Hygienevorschriften tatsächlich nicht gedacht.

5 Kommentare:

Dos Corazones hat gesagt…

Schöne Geschichte.

wolf hat gesagt…

Die Wahrheit, nichts als die Wahrheit - so wahr ich mir helfe!

DerGraf hat gesagt…

Gibt's in Berlin denn keinen Bäcker???

wolf hat gesagt…

Liegt keiner so richtig auf dem Weg - würde ein Umweg von 30 Meter und zurück bedeuten. Außerdem könnte ich da auch einiges unter dem Gesichtspunkt Hygiene schreiben, heute aber nicht.

Anonym hat gesagt…

Oh ja wie ich diese Fächer und Zangen hasse, bin kein Motorikwunder und die Brötchen rutschen mir immer wieder von der Zange. Noch besser ist es allerdings, wenn man das Fach gar nicht öffnen darf sondern ein kleiner Schlitz vorgesehen ist aus dem man das Brötchen nur längs, nicht quer, in Zangenhaltung in die Tüte befördern soll. Habe beschlossen Königin Kundin zu sein und öffne jetzt die Klappe und nehme mit spitzen Fingern die Brötchen meiner Wahl. ;-)